Bildergalerie
Eine Emaillemalerei auf dem Deckel zeigt eine romantische Landschaft mit Schäferpaar und Turmruine, Foto: LWL/Diekneite
Foto: LWL/Diekneite
Wann die Dose angefertigt wurde, ist nicht abschließend geklärt, Foto: LWL/Diekneite
Technische Daten
Datierung: vermutlich um 1821
Material: Kupferblech mit Messing- und Goldverzierung, Diamant, Emaille
Maße: 8,4 x 5,9 x 2 cm (L x B x H)
Der Weltraum, unendliche Weiten – darüber mag auch der Mindener Astronom Friedrich Wilhelm Bessel (1784 – 1846) nachgedacht haben, wenn er sich in seinem Arbeitszimmer in der Königsberger Sternwarte andächtig seiner brilliantbesetzten Tabakdose bediente. Beweisen können wir das freilich nicht, jedoch nehmen wir den Weltraumforschungstag am 20. Juli zum Anlass, dieses „Schmuckstück“ aus der Sammlung des LWL-Preußenmuseums und seinen ehemaligen Besitzer hier vorzustellen.
In der Schlacht bei Kunersdorf (1759) soll eine Schnupftabakdose dem preußischen König Friedrich II. das Leben gerettet haben, als eine Musketenkugel darin stecken blieb. Unser Astronom Bessel musste sich (und seinen Tabak) solchen Gefahren nicht aussetzen. 1784 als Sohn eines Mindener Regierungssekretärs geboren, absolvierte er eine Kaufmannslehre in Bremen. In dieser Zeit erwarb er im Selbststudium fundierte Kenntnisse der Astronomie, Mathematik und Physik und betrieb erste eigene Forschungen. Prominente Förderer, darunter Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835), erkannten sein Talent und verhalfen ihm zu einer wissenschaftlichen Karriere an der Königsberger Universität. Von 1810 bis zu seinem Tod 1846 leitete er die Königsberger Sternwarte.
Die Liste von Bessels wissenschaftlichen Leistungen ist lang. So gehen unter anderem die sogenannten „Besselfunktionen“ auf ihn zurück – wesentliche mathematische Formeln zur Berechnung von Planetenbewegungen, die in der Forschung auch heute noch Anwendung finden. Auch gelang ihm als erstem Astronomen die zuverlässige Entfernungsbestimmung eines Fixsterns.
Bessels Grab in Königsberg wurde 1945 zerstört, geblieben sind zahlreiche Ehrungen. So trägt das Mindener Besselgymnasium den Namen des renommierten Wissenschaftlers, der selbst nie das Abitur ablegte. In Bremen erinnert das „Besselei“ des Künstlers Jürgen Goertz an die dort verbrachte Lehrzeit. Seine reich verzierte Tabakdose kam 2019 aus einem Familiennachlass in die Sammlung des LWL-Preußenmuseums.
// Text: Jonas Diekneite, Juli 2022
Literatur
Schon gewusst?
Friedrich II. und Bessel waren nicht die einzigen prominenten Liebhaber des feingemahlenen Tabakpulvers. Auch auf dem Schreibtisch Friedrich Schillers findet sich eine kleine Tabatiere (Tabakdose) – der Dichter, der auch gern zur Pfeife griff, starb 1805 früh an einem Lungenleiden. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, eigentlich bekannt für seinen Zigarettenkonsum, schnupfte Tabak, wenn es diskret zugehen sollte. Die Abgeordneten des britischen Unterhauses haben sogar ein Anrecht auf Schnupftabak! Als 1694 ein Rauchverbot im Sitzungssaal erlassen wurde, verpflichtete man kurzerhand den Türwärter, fortan einen Tabakvorrat in der Parliamentary Snuff Box bereitzuhalten. Die Tradition besteht bis heute, jedoch sind derzeit keine aktiven Nutzer dieses Privilegs bekannt.
Eine Emaillemalerei auf dem Deckel zeigt eine romantische Landschaft mit Schäferpaar und Turmruine, Foto: LWL/Diekneite
Foto: LWL/Diekneite
Wann die Dose angefertigt wurde, ist nicht abschließend geklärt, Foto: LWL/Diekneite
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