Spekulatiusform
Objektbeschreibung
Technische Daten
Datierung: um 1890
Material: Holz
Maße: Ca. 48,5 x 18,5 x 5,0 cm (H x B x T)
Mit Milch, zum Kaffee oder einfach so aus der Hand – pünktlich zu Beginn der Vorweihnachtszeit kommt gerne und häufig die Spekulatiustüte auf den Tisch.
Ursprünglich stammt das Gebäck aus Mürbeteig aus den Niederlanden und Belgien. Über den Niederrhein und Westfalen etablierte es sich im Laufe der Zeit schließlich in ganz Deutschland. Heute zumeist in großem Stil industriell hergestellt, fertigte man die Spekulatius noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein großteils in Handarbeit mit hölzernen Backmodeln, in die der rohe Teig hineingedrückt und anschließend zum Backen wieder herausgelöst wurde. Die gewünschten Motive schnitzte man zuvor als Negativ spiegelverkehrt in das Holz. Dabei bestand die Kunst darin, für ein einheitliches Backergebnis einen möglichst gleichmäßigen Aushub beizubehalten. Die klassischen Motive – allen voran der Bischof von Myra selbst – stammen aus der Nikolausgeschichte oder anderen religiösen Kontexten. Verbreitet waren aber auch profane Motive zum Beispiel aus der bäuerlichen Alltagswelt.
Mit den hier gezeigten Modeln aus der Sammlung des Museums ließen – und lassen sich auch heute noch – Plätzchen mit dem Abbild Kaiser Wilhelms II. in der Uniform der Gardes du Corps und seiner Gemahlin Kaiserin Auguste Viktoria abformen. Patriotische Bekenntnisartikel wie diese finden sich seit Beginn der kommerziellen fabrikmäßigen Herstellung in vielerlei Form.
// Text: Andre Siegel, Dezember 2022
Literatur
- Kronberger-Frentzen, Hanna: Die alte Kunst der süßen Sachen. Backformen und Waffeleisen vergangener Jahrhunderte, Hamburg 1959.
- Metken, Sigrid: Sankt Nikolaus in Kunst und Volksbrauch, Duisburg 1966.
- Mezger, Werner: Sankt Nikolaus. Zwischen Kult und Klamauk, Ostfildern 1993.
- Ruland, Josef: Weihnachten in Deutschland, Bonn-Bad Godesberg 1978.
Schon gewusst?
Der heilige Nikolaus von Myra lieh dem Spekulatius nicht nur sein Abbild, sondern einem Forschungsansatz zufolge auch seinen Namen. Angelehnt an die Praxis der Visitation, bei der der Bischof als "episcopus speculator" die pastoralen Verhältnisse seiner Gemeinde in Augenschein nahm, leitet sich hieraus der Begriff "Spekulatius" ab.