Porträt von Johann Hinrich Wichern
Objektbeschreibung
Technische Daten
Datierung: 1851
Material: Lithografie
Maße: 42,5 x 32 cm (H x B)
Johann Hinrich Wichern (1808 – 1881)
Wenn wir wieder Kerzen und Tannenzweige zum Kranz dekorieren, wird kaum jemand an den Schöpfer dieses Brauches denken. Er gilt nicht nur als der Vater des Adventskranzes, er war Wegbereiter der Inneren Mission (Diakonie), Sozialpädagoge und Reformer des Strafvollzugs. Wichern wuchs in Hamburg in behüteten, aber bescheidenen bürgerlichen Verhältnissen mit sechs Geschwistern auf. Er besuchte eine Privatschule, musste diese nach dem frühen Tod des Vaters aber abbrechen und sich als Fünfzehnjähriger um den Unterhalt der Familie kümmern. Er wurde Erzieher an einer Internatsschule, holte sein Abitur nach und studierte als Stipendiat in Göttingen und Berlin Theologie. Wichern war der Erweckungsbewegung verbunden, er suchte nach praktischen Betätigungsfeldern für einen gelebten christlichen Glauben. In einem Hamburger Elendsquartier gründete er 1833 das „Rauhe Haus“, eine soziale Einrichtung für verwahrloste Kinder, die dort in familiären Wohngruppen lebten. Er bildete ab 1839 Diakone als christliche Sozialarbeiter aus, richtete Werkstätten ein und wurde überregional tätig. Von 1857 bis 1874 trat er als „Dezernent für das Armen- und Gefängniswesen“ in den preußischen Staatsdienst und war Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin. Von Krankheit gezeichnet verbrachte er seinen Lebensabend in Hamburg am Ausgangspunkt seines Wirkens.
// Text: Carsten Reuß, Dezember 2022
Literatur
- Anhorn, Roland: Sozialstruktur und Disziplinarindividuum. Zu Johann Hinrich Wicherns Fürsorge- und Erziehungskonzeption des Rauhen Hauses, Egelsbach bei Frankfurt/M. 1992.
- Groschek, Iris: Wichern, Johann Hinrich, in: Kopitzsch, Franklin / Brietzke, Dirk (Hg.): Hamburgische Biografie. Band 1. Christians, Hamburg 2001, S. 345-346.
- Klein, Michael: Feuer der Nächstenliebe: Johann Hinrich Wichern – der Gründer der Inneren Mission in Texten und Bildern, Birnbach 1998.
- Meinhold, Peter (Bände 1-8) / Brakelmann, Günther (Bände 9-10) (Hg.): Johann Hinrich Wichern. Sämtliche Werke, zehn Bände, Berlin, Hamburg, Hannover 1958-1988.
- Sattler, Dietrich: Anwalt der Armen – Missionar der Kirche. Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg 2007.
Schon gewusst?
Der „Wichernkranz“ wurde für die Kinder im „Rauhen Haus“ zu Hamburg 1839 zur Verkürzung der Wartezeit auf Weihnachten eingeführt. Er bestand ursprünglich aus einem aufgehängten Wagenrad mit vier großen weißen Kerzen für die Sonntage und 19 kleinen roten Kerzen für die restlichen Tage im Advent. Er verbreitete sich zunächst im protestantischen Umfeld, im 20. Jahrhundert dann auch in katholischen Kreisen. Seit 1860 trat Tannengrün als Dekoration hinzu, später reduzierten sich die Kerzen auf vier. Er symbolisiert bis heute die Ankunft Christi als Licht der Welt.