Porträt des Moses Mendelssohn
Objektbeschreibung
Technische Daten
Datierung: 1772
Material: Kupferstich
Maße: 40 x 30 cm (H x B)
Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729 – 1786) gilt als bedeutender Wegbereiter der Haskala, der jüdischen Emanzipation und Aufklärung im 18. Jahrhundert. Er entstammte einem gebildeten, orthodoxen Elternhaus in Dessau, in dem Hebräisch und Jiddisch gesprochen wurde. Sein Lehrer und Oberrabbiner nahm den Vierzehnjährigen 1743 mit nach Berlin an die neu gegründete Talmudschule. Mendelssohn eignete sich dort umfassendes Wissen in den unterschiedlichsten Fachrichtungen an, lernte Sprachen, beschäftigte sich mit Philosophie und dem Gedankengut der Aufklärung. 1754 lernte er Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) kennen, der ihn förderte und ihm weitere wichtige Bekanntschaften im literarischen Bereich vermittelte.
Mendelssohn erwarb sich früh als Literaturkritiker und Philosoph einen Namen und die Achtung der Zeitgenoss:innen. Zwischen lediglich geduldeten, meist begüterten „Schutzjuden“ auf der einen und unerwünschten, ausgegrenzten „Betteljuden“ auf der anderen Seite gab es im 18. Jahrhundert zunächst kaum Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und Entwicklung normaler bürgerlicher Lebensverhältnisse. Erst durch das „Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem Preußischen Staate“ wurde 1812 aus der Duldung ein Bürgerrecht. Mendelssohn war ein entscheidender geistiger Wegbereiter der bürgerlichen Gleichberechtigung für Jüdinnen und Juden in Preußen. Er blieb auch nach seinem Tode ein Symbol für den zwiespältigen Umgang des Staates mit seinen jüdischen Bürger:innen, der von Akzeptanz und erwünschter Anpassung bis zu indirekter wie offener Ausgrenzung reichte.
// Text: Carsten Reuß, September 2022
Literatur
- Arnold, Heinz Ludwig / Berghahn, Cord-Friedrich (Hg.): Moses Mendelssohn, München 2011.
- Behrens, Katja: Der kleine Mausche aus Dessau: Moses Mendelssohns Reise nach Berlin im Jahre 1743, München 2009.
- Brocke, Michael / Krochmalnik, Daniel, u.a. (Hg.): Moses Mendelssohn. Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe, Stuttgart 1972 ff.
- Lackmann, Thomas / Bertz, Inka (Hg.): „Wir träumten von nichts als Aufklärung“ – Moses Mendelssohn, Zur Begleitung der Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin, Berlin 2022.
- Steer, Martina: Moses Mendelssohn und seine Nachwelt. Eine Kulturgeschichte der jüdischen Erinnerung, Göttingen 2019.
- Moses Mendelssohn Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien, Universität Potsdam, URL: [https://www.mmz-potsdam.de/] (14.12.2022)
- Mendelssohn-Gesellschaft e. V., Berlin, URL: [https://www.mendelssohn-gesellschaft.de/] (14.12.2022)
Schon gewusst?
Angeblich zählte Moses Mendelssohn neben Friedrich dem Großen zu den meistporträtierten Preußen seiner Zeit. Ein zeitloses literarisches Porträt von ihm zeichnete 1779 sein Freund Lessing im Drama Nathan der Weise. Die Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy und dessen Schwester Fanny Hensel waren Enkel Moses Mendelssohns.