Bildergalerie
Foto: LWL/Grabosch
Foto: LWL/Grabosch
Foto: LWL/Grabosch
Technische Daten
Datierung: 1880-1970
Material: Papier, Pappe, Leder, Samt
Wer kennt sie nicht? Kleine Alben, in denen Schüler:innen kurze Gedichte und Sprüche eingetragen haben, verziert mit selbstgemalten Bildern oder bunten Aufklebern: Poesiealben. In der Schulklasse wurden sie rumgegeben, jede:r durfte sich eintragen und am Ende hatte man ein hübsches Andenken an die Schulzeit.
Aber wie entstand diese Tradition überhaupt?
Sie geht zurück auf Studenten der Wittenberger Universität, die im 16. Jahrhundert als „Autogramm-Jäger“ Einträge ihrer Lehrer sammelten. Begehrt waren bekannte Reformatoren wie Martin Luther, aber auch andere Würdenträger und prominente Personen durften sich in den „Stammbüchern“ oder „liber“ (lat. Buch) verewigen. Bald folgten Familienmitglieder, Freunde und Reisebekanntschaften. Da die Texte hauptsächlich in Gelehrtensprachen wie Latein und Griechisch verfasst wurden, verbreiteten sich die Alben zunächst in der akademischen Männerwelt. Frauen beteiligten sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts an dem Trend, als immer mehr Beiträge auf Deutsch entstanden. Kurze Zeit später wurde die Tradition fast nur noch von Mädchen weitergeführt.
Der Aufbau der Einträge hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert: auf der rechten Seite findet man kurze Widmungstexte, Zitate aus der Bibel oder von bekannten Autor:innen und eine Unterschrift. Links wurden Zeichnungen angefertigt, getrocknete Blumen oder Aufkleber eingeklebt. Beliebte Themen sind in allen Alben Freundschaft, Glück und der Glaube. Wie sehr Poesiealben aber auch den Zeitgeist widerspiegeln sieht man an Beispielen aus der NS-Zeit: Nationalsozialistische Parolen wie „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ und andere Hitler-Zitate wurden in den 1930er und 1940er Jahren häufig verwendet. In den 1990er Jahren werden die klassischen Poesiealben abgelöst durch Freundschaftsbücher, in denen Kinder festgelegte Fragen, zum Beispiel nach den Hobbies oder dem Lieblingstier, beantworten. Der Zweck ist jedoch derselbe: Erinnerungen an Freundschaften und die Schulzeit bewahren.
Zum Internationalen Tag der Freundschaft am 30. Juli zeigen wir als Objekt des Monats August unsere Poesiealben-Sammlung, die etwa 20 Exemplare aus der Zeit zwischen 1880 und 1970 umfasst.
// Text: Larissa Bekemeier, August 2021
Literatur
Schon gewusst?
Das Sammeln von Freundschaften und Erinnerungen hat sich heute in den digitalen Bereich verlagert: Statt ausgefüllter Seiten in einem analogen Buch sind es jetzt Likes und Kommentare die in den sozialen Netzwerken „gesammelt“ werden.
Übrigens: Das LWL-Preußenmuseum Minden hat natürlich auch ein „digitales Freundschaftsalbum“ – besuchen Sie uns auf Instagram!
Foto: LWL/Grabosch
Foto: LWL/Grabosch
Foto: LWL/Grabosch
Updaten sie ihren Browser um diese Webseite richtig betrachten zu können.