Damenstockschirm
Objektbeschreibung
Technische Daten
Datierung: um 1900
Material: Schwarze, gemusterte Schirmseide, lackierter Holzgriff und Stock, Stahldraht
Maße: ca. 92 cm
Der Staat Preußen gehörte eher zu den geografischen Regionen mit wechselhaften, oft regnerischen Wetterlagen. Die blasse, der Sonne entzogene Haut galt dort lange als Ausdruck der Vornehmheit und des höheren gesellschaftlichen Ranges. In beiden Fällen war man gut beraten, sich gegen die Witterung wirksam zu schützen. Heutzutage scheint angesichts moderner, synthetischer Wetterbekleidung der klassische Stockschirm ein aussterbendes Kulturgut zu werden.
Schirme sind als Schutz und Herrschaftszeichen seit der Antike bekannt. In Europa verbreiteten sich im 17. Jahrhundert Sonnenschirme für adelige Damen. Als Regenschutz soll ihn im 18. Jahrhundert der Engländer Jonas Hanway eingeführt haben. Im 19. Jahrhundert wurden bei der Konstruktion Holz und Fischbein durch haltbare, leichtere Stahlgestelle ersetzt. Die Gewerbefreiheit beförderte ab 1810 den Aufschwung des Schirmmacher-Handwerks in Preußen. In Berlin gründete sich eine erste größere Fabrik. Bis zum Ersten Weltkrieg hatte die deutsche Schirmindustrie die führende Weltmarktstellung inne.
Der hier abgebildete Damenstockschirm aus unserer Sammlung stammt ursprünglich aus dem Besitz einer Dame aus Oldenburg. Er gelangte über ihre Nachfahren aus Minden in das Museum.
// Text: Carsten Reuß, Juli 2021
Literatur
- Loschek, Ingrid: Reclams Mode- und Kostümlexikon, Stuttgart 1999.
- Fehlig, U./Brost, H: Kostümkunde. Mode im Wandel der Zeit, Leipzig/ Wiesbaden 1986.
- Bölling, Rolf/Horst, Claudia: Schirme. Der Himmel auf Erden, Berlin 1995.
Schon gewusst?
Der faltbare, moderne Taschenschirm wurde 1928 von Hans Haupt, Bergassessor a.D. aus Solingen, entwickelt und unter der Bezeichnung „Knirps“ (kleiner Junge) patentiert. Eine zweckmäßige Erfindung aus dem Freistaat Preußen, die sprichwörtlich eine gerne akzeptierte „Schirmherrschaft“ über Deutschland beanspruchte.