Christian Wilhelm Dohm: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden.
Objektbeschreibung
Technische Daten
Datierung: 1781
Material: Marmorierter Pappeinband, Papier
Maße: 15,5 x 10,5cm (H x B)
Christian Wilhelm Dohm (1751-1820), der Autor der 1781 erschienenen aufklärerischen Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“, war ein Jurist, Schriftsteller und preußischer Diplomat aus Lemgo. Nach philosophisch-theologischen und juristischen Studien in Leipzig, Göttingen und Kassel war er zunächst als Professor und Herausgeber tätig. 1779 trat er in den preußischen Staatsdienst ein und stieg nach diplomatischen Verwendungen in höchste Verwaltungsämter auf. Zwischen 1807 und 1810 stand er in Diensten des Königreichs Westphalen. Sein Eintreten für die Bürgerrechte der Jüdinnen und Juden machte ihn in ganz Europa bekannt. Für Dohm führten nicht vermeintlich grundsätzliche Eigenarten ihrer Religion oder Kultur zu gesellschaftlicher Isolation und Abgrenzung, sondern die vom Staat auferlegten rechtlichen Beschränkungen. Seiner Auffassung nach sollten staatsbürgerliche Erziehungsprogramme und die Gewährung der Gewerbefreiheit die Jüdinnen und Juden auf eine künftige rechtliche Gleichstellung und Emanzipation vorbereiten. Anregungen zu seinem Werk empfing Dohm u.a. von Moses Mendelssohn.
Transkript: Handschriftliche Notizen eines unbekannten Vorbesitzers auf dem Vorsatzblatt
„Eine genaue Zergliederung vieler in dieser Schrift vorgetragenen Grundsätze und Meynungen findet man in Götting. gel. Zeit. 1781 Zugabe No 48. In der allg. d. Bibliothek S. 301 des 50.B. wird die gegenwärtige Schrift vortrefflich geschrieben genannt und darbey gesagt, daß sie dem Herze des Verfaßers sehr nahe und keine überflüßige Einrede enthalte; es wird zugleich aber die Undurchführbarkeit des Plans von verschiedenen Seiten her sehr gründlich gezeiget, und S. 309 bemerket, daß der von dem Verfasser in der Nachschrift dieser Schrift S. 151 erwähnte Entwurf zu einer Abänderung der Verstoßung mit dem Buche in den bestmöglichen ihrer Staaten nicht in die Erfüllung gebracht worden sey. – Die christliche und jüdische Einrichtung mit einander vereinigen zu wollen, heißt noch: mutare quadrata rotundy."
// Text und Transkript: Carsten Reuß, November 2021
Literatur
- Seifert, Wolf Christoph (Hg.): Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. Kritische und kommentierte Studienausgabe, Göttingen 2015.
- Dambacher, Ilsegret: Christian Wilhelm von Dohm. Ein Beitrag zur Geschichte des preußischen aufgeklärten Beamtentums und seiner Reformbestrebungen am Ausgang des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/M. u. Bern 1974.
- Möller, H.: Christian Wilhelm von Dohm und seine Kritiker, in: Jersch-Wenzel, Stefi: Bild und Selbstbildnis der Juden Berlins zwischen Aufklärung und Romantik, Berlin 1992.
- Die "Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen", Zugabe 48.Stück, 1.December 1781, S. 753, finden sich als Digitalisat unter https://gdz.sub.uni-goettingen.de
- Die "Allgemeine deutsche Bibliothek", 50. Band, Berlin/Stettin 1782, S.301 ff. unter http://ds.ub.uni-bielefeld.de.
Schon gewusst?
Dohm gehörte einer Freimaurerloge in Kassel an, er war mit dem Dichter Gleim aus Halberstadt eng befreundet und stand auch in Verbindung mit Herder, Lavater, dem Freiherrn vom Stein und anderen bekannten Zeitgenossen, die dem Gedankengut der Aufklärung verbunden waren.